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Muskelverletzungen

Typischer Schmerz Muskelverletzung WadeMuskelverletzungen gehören zu den mit Abstand häufigsten Verletzungen im Hobby- und Leistungssport. Die Gründe können vielfältig sein – leider auch die Komplikationen und Probleme. Auch wenn Muskelverletzungen häufig sind und in aller Regel nicht operativ behandelt werden müssen, werden sie auf der einen Seite oft übersehen, bagatellisiert und unterschätzt. Gleichzeitig werden auf der anderen Seite aber MRT-Bilder häufig überbewertet und die Befunde dramatisiert.

Bereits das rechtzeitige Erkennen einer Muskelverletzung hört sich in der Theorie viel einfacher an, als es im Sportalltag ist. Eine Verhärtung der Muskulatur oder ein plötzlich einsetzender drückender oder ziehender Schmerz können auf eine Verletzung hindeuten, kommen aber sehr häufig vor, z.B. bei einer einfachen Überlastung oder Überdehnung. 

Tastbefund bei Muskelverletzung

Hier kommt es auf Erfahrung und Spezialisierung an – von Sportler und Arzt.

In den meisten Fällen können eine Tast- und Ultraschalluntersuchung bereits die wichtigsten Fragen klären und zeigen, ob weitere Diagnostik, wie z.B. eine MRT-Untersuchung, überhaupt notwendig ist. Auch Komplikationen, wie starke Einblutungen, Flüssigkeitsansammlungen und Verletzungen von Sehnen und Faszien, lassen sich mit dem Ultraschall bereits gut einschätzen. Handelt es sich um tiefer gelegene Strukturen oder ist die Ultraschalluntersuchung nicht eindeutig, erfolgt dann eine hochauflösende MRT, wenn möglich an einem modernen Gerät und mit speziellen, für die Darstellung von Muskel- und Sehnenverletzungen angepassten Sequenzen. Hier können Sie von den Erfahrungen aus dem Leistungssport profitieren, wo bereits kleinste Unterschiede im Verletzungsmuster Auswirkungen auf Prognose und Behandlungsverlauf haben.

Was tun bei Muskelverletzungen? – Erste Hilfe für den Muskel

Erstversorgung Muskelverletzung Wade Anlage Kompressionsverband

Haben Sie den Verdacht, dass Sie sich eine Muskelverletzung zugezogen haben, ist schnelles Handeln notwendig:

 Vermeiden Sie unnötige Bewegung und Belastung des verletzten Körperteils. Lagern Sie es, wenn möglich hoch und legen einen elastischen Verband mit leichter Kompression an. Sollten Sie das noch nie gemacht haben oder unsicher sein, bitten Sie eine erfahrene Person (z.B. Physiotherapeut, Athletiktrainer oder Arzt) um Hilfe. Der Verband sollte eine leichte Kompression aufbauen, um eine größere Einblutung zu verhindern, aber die Blutversorgung des Körperteils nicht unterbinden, wie dies z.B. bei einem echten Druckverband der Fall ist. Zudem kann auch eine leichte intermittierende Kühlung (kein direkter Kontakt von Eis mit der Haut) die Durchblutung herabsetzen und den Schmerz lindern.
Im nächsten Schritt sollten Sie einen Sportorthopäden aufsuchen, um das Ausmaß und eventuelle Begleitverletzungen abzuklären. Davon ist die Art und Weise der weiteren Behandlung und die Schätzung der Heilungsdauer (Prognose) abhängig.

Der MRT-Befund passt nicht mit meiner Wahrnehmung der Verletzung zusammen. Wieso? Und was kann ich tun?

Die Magnetresonanztomographie (MRT) stellt das sensitivste Verfahren zur Darstellung von Muskelverletzungen dar. Bereits kleinste Einblutungen, Schwellungen und Entzündungen können damit nachgewiesen werden. Es bedarf jedoch sehr viel Erfahrung, die Bilder richtig zu interpretieren und mit dem Untersuchungsbefund abzustimmen. Gerade wenn es zu größeren Blutungen gekommen ist, können die MRT-Bilder schnell in die Irre führen und überbewertet werden. Auch zeigt sich in der klinischen Erfahrung, dass MRT-Befunde häufig nicht mit den wahrgenommenen Beschwerden des verletzten Sportlers oder dessen notwendiger Ausfallzeit korrelieren. Es müssen alle Aspekte (Wahrnehmung des Sportlers, Verletzungsmechanismus, klinischer (Tast-)Befund und Ergebnis der Ultraschalluntersuchung) mit den MRT-Bildern abgeglichen werden. Erst dann kann eine sichere und korrekte Einschätzung und Diagnose erfolgen. Eine Zweitmeinung sollte kein Tabu sein, wenn Sie sich unsicher sind.

Wie wird eine Muskelverletzung behandelt?

Die Behandlung einer Muskelverletzung hängt stark von der Ausdehnung und der eventuellen Mitverletzung von Bindegewebsstrukturen wie Faszien oder Sehnen ab. Daher ist die möglichst genaue Diagnose für den Behandlungserfolg entscheidend. In aller Regel ist eine vorübergehende Sportpause oder Belastungsreduzierung notwendig. Dies bedeutet aber nicht, dass gar kein Sport mehr möglich ist. Lassen Sie sich beraten, welches Ausgleichs- und Ersatztraining in Ihrem Einzelfall möglich und sinnvoll ist, um möglichst wenig an Fitness zu verlieren und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Kleine Muskelverletzungen heilen von selbst am besten. Hier reicht es, den natürlichen Verlauf zu kontrollieren z.B. mit Ultraschalluntersuchungen und Abtasten, um Komplikationen wie sich abkapselnde Blutergüsse, überschießende Narbenbildung etc. frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.
Auch lässt sich so das Ersatztraining und der Reha-Prozess sicher an den Heilungsfortschritt anpassen.
Bei größeren Muskelverletzungen oder der Beteiligung von Sehnen, Bändern und Faszien dauert der natürliche Heilungsverlauf oft unbefriedigend lange und Komplikationen sind häufiger. Daher haben sich in der Sportorthopädie verschiedene Verfahren etabliert, um die Heilung zu stimulieren und dadurch im besten Fall zu beschleunigen und Komplikationen vorzubeugen. Hierzu zählen z.B. die verschiedenen Injektionstherapien mit Eigenblutverfahren (PRP, BCS etc.) oder anderen biologischen Präparaten. Auch kommt eine Behandlung mit der Stoßwelle bereits frühzeitig in Betracht. Wichtig ist, dass der Behandlungsprozess von erfahrenen Therapeuten überwacht und der Stand des Heilungsprozesses engmaschig klinisch (Tastbefund, Muskelfunktion) und auch bildgebend (Ultraschall, ggf. MRT) kontrolliert wird.